Am 17. November 2015 war es endlich soweit: Siebzehn Schülerinnen und Schüler des Projektes "Schulen für eine lebendige Unterelbe e.V." trafen sich mit zehn Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Naturschutz, Verwaltung, Tourismus und Bürgerinitiativen in der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Elmshorn zum ersten Workshop "Elbe – find' ich gut " und tauschen sich über den Zustand und die Zukunft der Elbe aus.
Am Vormittag nahmen Astrid Paschkowski und Wiebke Schönberg vom WWF Deutschland die Jugendlichen mit auf eine spannende Bilderreise von der Quelle der Elbe bis zu ihrer Mündung. Da gab es viel Interessantes zu entdecken: Den Brunnen im tschechischen Riesengebirge als symbolische Quelle der Elbe, die vielfältigen Landschaften und Lebensräume, die sich im Verlauf der Elbe stark verändern und die darin beheimateten Tier- und Pflanzenarten.
Es ging aber auch um die natürlichen Hoch- und Niedrigwasser, den Hochwasserschutz und um die Nutzung des Flusses als innereuropäische Wasserstraße. Die starke Verschmutzung der Elbe durch Abwassereinleitungen zu DDR-Zeiten war vielen Jugendlichen nicht bekannt. Damals gelangten zahlreiche toxische Stoffe in den Fluss, die teilweise noch heute in den tieferen Sedimentschichten der Elbe, in ihren Auen und Marschen abgelagert sind. Antworten auf ihre Fragen erhielten die Schülerinnen und Schüler von Wiebke Schönberg, der Elbe-Expertin des WWF.
Vor dem Eintreffen der eingeladenen Expertinnen und Experten aus Institutionen und Unternehmen der Region erarbeiteten sich die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer anhand von Steckbriefen ein möglichst genaues Bild von den Personen und deren Aufgaben sowie von deren Organisationen und den jeweiligen Interessen in Bezug auf die Elbe. Die Schülerinnen und Schüler gestalteten Schaubilder zu allen Interessensgruppen und stellten sie sich gegenseitig vor.
Anschließend veranschaulichten und diskutierten sie die teils sehr unterschiedlichen Interessen der einzelnen Organisationen und stellten Vermutungen über deren Beziehungen zueinander auf. Dazu übernahmen die Schülerinnen und Schüler symbolisch die Rolle je einer Interessensgruppe: Wirtschaft, Kommune, Tourismus, Bürgerinitiative und Naturschutz.
"Wenn ich Politikerin wäre, würde ich die Wirtschaft und den Naturschutz mehr verkuppeln – also nicht immer sagen: 'Hier ist die Wirtschaft und dort ist die Natur'." (Natalie, 9. Klasse)
Am Nachmittag trafen die Expertinnen und Experten zum zweiten Teil des Workshops ein. In offenen Arbeitsgruppen kamen die Schülerinnen und Schüler mit ihnen ins Gespräch und konnten ihre Arbeitsergebnisse vom Vormittag vorstellen, diskutieren und überprüfen. Dabei geriet auch das komplexe und kontroverse Thema der geplanten Elbvertiefung in den Fokus des Interesses und der Gespräche.
„Mich hat an diesem Workshop besonders das Format überzeugt, also dass wir direkt mit den Jugendlichen zu diesem reizvollen Thema ELBE arbeiten konnten. Ich habe in meinem Behördenalltag sehr wenig die Möglichkeit mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen. Wenn es dann die Gelegenheit gibt, ein solch kontroverses Thema in diesem Rahmen anzugehen, dann bereitet mir das schon viel Freude.“ (Jörg Schmidt-Hilger, Umweltplaner der Stadt Elmshorn)
Höhepunkt der Veranstaltung war eine Art systemische Aufstellung, in der die Institutionen und deren Positionen zueinander ins Verhältnis gesetzt wurden. Dafür mussten sich die Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Naturschutz, Bürgerinitiativen, Tourismus und Kommune auf einer im Raum gezogenen Linie positionieren. Thematisch ging es dabei um die Elbvertiefung im Bereich der Tideelbe. Die gegensätzlichen Pole waren Wirtschaft (pro Elbvertiefung) und Naturschutz (kontra Elbvertiefung). Die eingenommenen Standpunkte wurden dann mit denen verglichen, die die Jugendlichen am Vormittag stellvertretend eingenommen hatten. Die Positionen wurden gemeinsam aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Abschließend wurde diskutiert, wer mit wem reden müsste, um eine gemeinsame Vision für die Elbe voranzubringen.
In der Abschlussrunde gab es fröhliche und zufriedene Gesichter. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erzählten von neuen Erkenntnissen, gegenseitiger Anerkennung und viel Spaß:
Auch wir als Projektteam von WWF Deutschland und BildungsCent e.V. sind begeistert. Die Schülerinnen und Schüler waren super motiviert und engagiert. Die Expertinnen und Experten haben sich sehr offen auf die Jugendlichen eingelassen, sie und ihre Meinungen und Fragen ernst genommen und einen gleichberechtigten Diskurs geführt. Alle haben sich auf das etwas ungewohnte Workshop-Format eingelassen und zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Dafür allen ein ganz herzliches DANKESCHÖN!
Maren Schramm
Schulleiterin Anne-Frank-Gemeinschaftsschule,
Leiterin von Schulen für eine Lebendige Unterelbe e.V.
1. Anne-Frank-Gemeinschaftsschule, Elmshorn
2. Rosenstadtschule, Uetersen
3. Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule, Tornesch
4. Ludwig-Meyn-Schule, Uetersen
1. Paula Klingemann
Bürgerinitiative zum Schutz der Elbe
2. Wiebke Schönberg
Referentin für Mittlere Elbe und Renaturierungsprojekte
WWF Deutschland
3. Hans Ewers
Vorstandsmitglied
NABU-Südholstein
4. Manfred Meine
Bereich Hafeninfrastruktur Wasser
Hamburg Port Authority
5. Matthias Bunzel
Geschäftsstellenleiter
Maritime Landschaft Unterelbe GbR
6. Norbert Jaedicke
Natur- und Landschaftsführer Unterelbe
Integrierte Station Unterelbe
7. Jörg Kasturp
Fachdienst Umwelt, Team Naturschutz
Kreisverwaltung Pinneberg
8. Walter Rademacher
Regionales Bündnis gegen Elbvertiefung
9. Jörg Schmidt-Hilger
Umweltplaner
Stadt Elmshorn
10. Uwe Köhler
Unternehmenskommunikation
Hamburger Hafen und Logistik AG